Historische Gebäude jeglicher Massivbauart sind in aller Regel durch aufsteigende Feuchte und den darin enthaltenen bauschädlichen Salzen gekennzeichnet. Ohne Umsetzung von nachhaltigen Sanierungsmaßnahmen können bei derartig geschädigten Gebäuden keine dauerhaft gebrauchstauglichen Wandoberflächen hergestellt werden. Sogenannte Sanierputze verzögern lediglich das erneute Auftreten der Merkmale von Feuchte- und Salzbelastung. Eine langfristig wirksame Sanierung von Wandquerschnitten, die durch aufsteigende Feuchte- und Salzbelastung gekennzeichnet sind, kann nur mit einer Kombination folgender Maßnahmen erreicht werden:
- Einbau einer dauerhaft wirksamen Horizontalsperrschicht ggf. mit zusätzlichen vertikalen Sperrschichten und
- Salzreduktion der geschädigten Bereiche der Bestandswände bis auf ein unschädliches Maß
Wird die Salzreduktion unterlassen, treten mit hoher Wahrscheinlichkeit trotz Einbau einer Horizontalsperre erneut Salzschäden an den Oberflächen auf. Bei Objekten, bei denen aus konservatorischen oder bautechnischen Gründen keine Horizontalsperre eingebaut werden kann, verlängert die Salzreduktion die Zeit bis zum Auftreten von neuen Salzmerkmalen.
Lehmputze eignen sich zur Salzreduktion von Bestandswänden jeder Bauart. Die funktionale Aufgabe der Salzreduktion wird dabei im ähnlichen Maß erfüllt wie bei andersartigen Stoffen, die zur Salzreduktion eingesetzt werden. Ein wesentlicher Vorteil liegt in der visuellen Erkennbarkeit des Entsalzungserfolges. Damit werden mit etwas Erfahrung analytische Methoden zur Überwachung des Entsalzungserfolges überflüssig. Lehmputz ist für diesen Einsatz preiswerter als andere Salzreduktionsmaterialien. Im Vergleich mit den anderen zur Salzreduktion eingesetzten Materialien sind Lehmputze aktuellen Untersuchung zufolge funktional gleichwertig oder sogar besser als diese.
Da sich die Salzreduktionsputze möglichst leicht vom Untergrund lösen lassen sollen, können bevorzugt Lehmputze der niedrigen Festigkeitsklasse S I verwendet werden, die für dauerhafte normale Innenraumanwendung nicht zulässig sind.
Die 3. Auflage von Lehmbau-Praxis widmet dem Thema lehmbasierten Salzreduktionsputze ein neues Kapitel. Die Autoren sind von der Anwendung aufgrund langjähriger Erfahrung überzeugt und sehen einen großen Bedarf an wirkungsvollen und langfristigen Sanierungslösungen für Schäden durch bauschädliche Salze. In dem neuen Kapitel werden die theoretischen Grundlagen sowie die Vorgehensweise bei der Analyse und Anwendung praxisnah beschrieben.